Mit tiefer Trauer, aber auch dankbar für das außergewöhnliche Leben, nimmt die Stadt Rathenow Abschied vom Ehrenbürger Günter Thonke.
In einer Ansprache im Rahmen der Beisetzung in der Rathenower Auferstehungskirche erinnerte BürgermeisterJörg Zietemann am Freitag, dem 12. Januar 2024, an Günter Thonkes beeindruckende Reise durch Rathenows Geschichte – von den Kriegswirren bis zu seiner prägenden Rolle als Bäcker, Konditor, Geschichtenerzähler und Ehrenbürger:
"Werte Familie Thonke,
werte Freunde der Familie,
sehr geehrte Trauergäste.
„Den Tod fürchten die am wenigsten, deren Leben den meisten Wert hat.“
Immanuel Kant
Wir sind heute zusammengekommen, um Abschied zu nehmen, von einem ganz besonderen Menschen. Günter Thonke war Bürger unserer Stadt, er war eine tragende Säule, die das Fundament unserer Gemeinschaft mit Integrität, Hingabe und Herzlichkeit festigte.
Als Familienmensch war Günter Thonke eine Quelle der Liebe und Unterstützung. Sein Zuhause war ein Ort der Geborgenheit, wo Werte wie Respekt, Mitgefühl und Zusammenhalt täglich gelebt wurden.
In schweren Zeiten war er ein Fels in der Brandung, und in glücklichen Momenten teilte er seine Freude großzügig mit anderen.
Einen sehr rührenden Moment in unseren Begegnungen, den ich nicht vergessen habe, war, als Günter Thonke im Rahmen der Feierlichkeiten zum 800-jährigen Bestehen der Stadt Rathenow als Festredner auf der Bühne in einem gemütlichen Sessel saß und sich bei seiner Frau für ein bis dahin wundervolles und wunderschönes Leben bedankte. Ich dachte damals und auch heute, was für eine beeindruckende Liebeserklärung.
Mit dem Ableben von Günter Thonke verlieren wir einen außergewöhnlichen Menschen, der mit seinem aufrichtigen Engagement und seiner tiefen Verbundenheit zur Stadt Rathenow eine unvergessliche Spur hinterlässt. Geboren am 17. Oktober 1928 als Sohn des Bäckermeisters Gotthilf Thonke, wurde sein Lebensweg zu einer beispiellosen Reise durch die Geschichte unserer Stadt.
Seine Kindheit und Jugend waren eng mit Rathenow verbunden. Schon früh prägte ihn das Handwerk seines Vaters und er erlernte die Feinheiten des Bäcker- und Konditorenhandwerks.
Doch die Kriegswirren unterbrachen diesen Werdegang, und seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges und der Zeit danach prägten sein Verständnis für die Herausforderungen, vor die eine Gemeinschaft gestellt sein kann.
Nach Kriegsende kehrte Günter Thonke nach Rathenow zurück, um die Familientradition fortzusetzen und er übernahm später den elterlichen Betrieb. Sein Arbeitsleben war jedoch nicht nur dem Handwerk gewidmet. Vielmehr zeichnete er sich als Geschichtenerzähler und Bewahrer von Rathenows Geschichten aus.
Sein tiefer Einblick in die Stadtgeschichte spiegelte sich in zahlreichen Werken wider, die er als Schriftsteller verfasste, angefangen von Anekdoten über die Zeitzeugnisse des Krieges bis hin zur Dokumentation des Wiederaufbaus nach den dunklen Jahren.
Besonders auffällig war dabei seine lebendige Teilnahme am Rathenower Leben. Seine öffentlichen Auftritte und Vorträge, gespickt mit Humor und tiefgreifenden Einsichten, ließen seine Zuhörer gleichermaßen schmunzeln und nachdenken.
Seine Veröffentlichungen in lokalen Zeitungen und Heimatkalendern sowie sein großzügiges Engagement als Sponsor für schulische Projekte, unterstreichen sein breitgefächertes Wirken für die Gemeinschaft.
Sein Einsatz für die Heimatgeschichte und sein unermüdlicher Beitrag zur Förderung eines Heimatmuseums in Rathenow werden unvergessen bleiben. Diese und viele weitere Verdienste haben dazu geführt, dass Günter Thonke am 6. Mai 2009 feierlich zum Ehrenbürger der Stadt Rathenow ernannt wurde.
Die Ehrenbürgerschaft war nicht nur eine Anerkennung seiner Verdienste, sondern auch eine symbolische Würdigung seines unermüdlichen Einsatzes für unsere Stadt.
Ich zitiere aus der damaligen Begründung:
"Mit dem Vorschlag der Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Herrn Günter Thonke will die Stadt das Lebenswerk eines humorvollen, kreativen, fleißigen, bescheidenen und hilfsbereiten Mannes würdigen, der sich mit seinen historischen Abhandlungen und Kommentaren über seine Heimatstadt in Rathenow einen großen Namen gemacht hat. Günter Thonke ist ein Bürger der Stadt Rathenow, der sich seit vielen Jahrzehnten in hohem Maße zum Wohle unserer Stadt einsetzt.“
In tiefer Verbundenheit und mit aufrichtiger Dankbarkeit werden wir Günter Thonke in Erinnerung behalten. Sein Vermächtnis wird in den Geschichten und Gedanken weiterleben, die er uns hinterlassen hat.
Möge sein Engagement und seine Hingabe für Rathenow uns allen ein bleibendes Vorbild sein, um das Erbe unserer Stadt zu bewahren und fortzuführen."