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Ehrenbürger Wilhelm Wernicke

Wilhelm Wernicke wurde am 22. Oktober 1852 als  Sohn des Schneidermeisters Friedrich Wilhelm Wernicke und Charlotte Wilhelmine geb. Behrendt geboren.  Er war, nach einfacher Schulbildung, wie so viele Rathenower, zunächst Geselle in einer optischen Werkstatt und gründete 1879 als Kaufmann seine eigene kleine Firma. 1888 zog er in das von ihm erbaute Haus in der Forststraße 55. Das Haus steht noch heute. Am 5. Februar 1876 heiratete er Caroline Wilhelmine Marie geb. Euen (21.10.1851-18.07.1939). Sie stammte aus Neu-Friedrichsdorf und war die Tochter des Schiffseigners Wilhelm Euen und seiner Frau Caroline geborene Schulz. 

Er war bei Kommunalwahlen erfolgreicher Kandidat der „Bürgerlichen Vereinigung“, deren damaligen politischen Ziele heute nicht mehr bekannt sind. In der Stadt Rathenow galt es, aus den unterschiedlichen Interessen der alteingesessenen Ackerbürger, Schiffer, Handwerker, Optiker, Fabrikbesitzer, Arbeiter, Angestellten und Beamten politisch akzeptierte Lösungswege zu finden. Im Januar 1888 wurde W. Wernicke erstmals Stadtverordneter und wurde ab 1901 Mitglied im Magistrat. Alles dies ehrenamtlich neben der Arbeit für seine kleine Firma.

Weil Rathenow mit seiner optischen Industrie schnell wuchs, wurde das erste Krankenhaus bald zu klein und entsprach nicht einem zeitgemäßen medizinischen Standard.  Hier setzte das kommunalpolitische Wirken von Wilhelm Wernicke ein. Ihm wird der Verdienst zugeschrieben, sich lange und nachdrücklich für eine „große“ Lösung mit einem modernen Krankenhaus eingesetzt zu haben. Letztlich konnte er die anderen Lokalpolitiker überzeugen und so entstand neben dem alten Gebäude 1907 ein größerer Neubau. Nach dem 1. Weltkrieg setzte er sich dann erneut für einen weiteren Neubau ein. Die damals hochmoderne Klinik wurde 1928 eröffnet.

Auch um die Errichtung eines kommunalen Friedhofs kümmerte er sich, so, dass dieser 1926 eröffnet werden konnte.

Zum 70. Geburtstag wurde ihm schließlich die Ehrenbürgerwürde verliehen. Als Wilhelm Wernicke am 19. März 1929 nach schwerer Krankheit mit 76 Jahren starb, gab es viele lobende Nachrufe in den Zeitungen und eine große Beerdigung auf dem evangelischen Friedhof, bei der auch die Musikkapelle des 3. Preußischen Reiterregiments spielte - die Stadt beteiligte sich mit 100 RM an der Trauerveranstaltung.

Zu seinen Ehren wurde nach seinem Tod die Wernickestraße nach ihm benannt, die heutige Feierabendallee.

Auszüge aus dem Artikel im Rathenower Heimatkalender des Urenkels Dr. Heimo Karsch

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